Brieffreunde gesucht und gefunden
Echte händische Post bekommen – das ist in Zeiten von Mails, WhatsApp und SMS gar nicht mehr so selbstverständlich. Vor allem während des harten Corona-Lockdowns spielten analoge Briefe eine besondere Rolle für Seniorinnen und Senioren in Pflegeeinrichtungen, weil persönliche Kontakte zu Freunden und Verwandten stark eingeschränkt waren.
So entstand Anfang April 2020 bei INCURA die Idee, Angehörige ebenso wie Fremde dazu aufzurufen, den Bewohnerinnen und Bewohnern der Senioren-Residenzen Post zukommen zu lassen – und zwar egal ob Brief, Postkarte, Gedicht, gemaltes Bild oder gebastelte Collage. Hauptsache auf einem echten Blatt Papier, ganz so wie in früherer Zeit.
In vielen Häusern der INCURA waren die Briefkästen in den vergangenen Wochen sehr gut gefüllt. Viele Menschen sind dem Aufruf nachgekommen und haben zu Zettel und Stift gegriffen.
Einrichtungsleiterin Kerstin Meinzer von der Senioren-Residenz Malsch zum Beispiel berichtet: „Wir haben viele Briefe bekommen und die lieben Grüße kamen bei den Bewohnern sehr gut an. Sie waren überrascht und erfreut über die netten und tröstenden Worte von fremden Menschen. Bewohnern, die nicht selbst antworten und schreiben können, weil sie körperlich eingeschränkt sind, haben wir angeboten, die Brieffreundschaft zu pflegen und diese für sie auf Papier zu bringen.“
In Dettenheim hat eine engagierte Bürgerin von der Aktion gehört und ihren gesamten Freundeskreis mobilisiert. „Uns haben von dieser Dame und ihren Freunden weit über 50 Briefe erreicht, die wir an die Bewohnerinnen und Bewohner der Residenz verteilt haben. Wir haben jetzt für den gerontopsychiatrischen Bereich täglich eine Briefstunde eingerichtet, in der wir die Briefe vorlesen und besprechen“, erzählt Maike Schwan, Einrichtungsleitung der Senioren-Residenz Dettenheim.
In der Kurpark-Residenz Bad Salzschlirf sind besonders viele Briefe und selbstgemalte Bilder aus der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule in Großenlüder eingegangen, mit der die Einrichtung seit 15 Jahren kooperiert. „Die Bewohner und Kinder haben den Kontakt zueinander auch während des Lockdowns gehalten“, sagt Einrichtungsleiterin Anja Töne. „Die Kinder haben farbenfrohe Plakate gebastelt und mit Begeisterung Postkarten und Briefe an die Senioren der Einrichtung geschrieben. Nicht nur im Deutschunterricht der 4. Klasse, auch bei privaten Ausflügen greifen die Kinder gerne zu Stift und Papier und teilen ihre Erlebnisse den betagten Briefpartnern mit.“
Auch in Heppenheim und Bensheim gab es viel Post, vor allem Bilder oder Gebasteltes aus Kindergärten und Schulen. Die kleinen Kunstwerke wurden überall in den öffentlichen Bereichen der Residenzen aufgehängt und ausgestellt, so dass möglichst viele Senioren sie sehen und sich darüber freuen konnten.